28.10.2011

Gipfelbeschlüsse

Das schwarze Loch

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Anleger hatten noch bis März 2011 die Chance, sich mit leichten Gewinnen von griechischen Papieren zu trennen. Lesen Sie weiter auf Seite zwei.

Jeder hätte die Chance gehabt, die Papiere bis Ende März für rund 92 Euro loszuwerden. Dabei hätte er die Zinseinnahmen noch für sich verbuchen könne, ganze 5,25 Prozent, wie im Beispiel oben. Griechenlands Probleme sind ja nicht neu. Wer also nicht längst verkauft hat, ist selbst Schuld. Das weiß auch die Deutsche Bank. Sie hält nur noch rund eine Milliarde Euro in griechischen Staatspapieren. Anders als teilverstaatlichte Banken wie die Commerzbank. In ihren Depots liegen noch 2,2 Milliarden Euro in hellenischen Staatanliehen, bei den Landesbanken sogar rund 5,2 Milliarden Euro.

Frisches Geld für den Finanzmarkt

Wenn Angela Merkel also sagt, der Privatsektor steure bei einem nominalen Schnitt von 50 Prozent etwa 100 Milliarden Euro bei, stimmt das also nicht ganz. 100 Milliarden ist übrigens eine interessante Zahl: So schwer sind auch die nächsten Kredite an Athen, ganz unabhängig von den Hilfen aus dem EFSF. Dieses Geld braucht Griechenland nicht nur, um Renten und Löhne zu zahlen, sondern um für seine Zinslast aufzukommen. Ein Teil des Geldes wird also wieder direkt in den Finanzmarkt fließen.

Besonders stolz ist man in Brüssel auf eine Zahl: eine Billion. Auf diese Summe soll der EFSF „gehebelt“ werden. Doch was bedeutet das? In der Finanzwelt benutzt man Hebel für Produkte mit Namen wie Turbo- oder Knock-out-Zertifikate beziehungsweise Mini-Futures. Das Schöne bei dieser Technik ist: Spekulanten müssen mit einem Hebel weniger eigenes Geld einsetzen. Gleichzeitig ist der Gewinn vier bis fünf mal größer, je nach Hebelwirkung. Dumm ist nur, dass das Verlustrisiko um den gleichen Wert wächst.

Ein gefährliches Spiel für die Politik: Sie hat sich auf die Tricks der Finanzjongleure eingelassen und spielt mit. Was aber, wenn sich „Merkozy“ und Co bei dem ganzen Gehebel verheben, wem bricht es das Kreuz? Gesichert werden soll die Blähsumme von einer Billionen Euro durch eine Art Teilkaskoversicherung. Geht Griechenland am Ende aber doch in die Knie, übernimmt der Rettungsschirm und damit der Steuerzahler das Risiko der privaten Anleger.

Damit Athen frisches Geld bekommt, eröffnen die Euroländer außerdem einen weiteren neuen Finanztopf, in den der Internationale Währungsfonds und womöglich auch China investieren wird. Was aber soll Peking dazu bewegen, in die Rettung des Euro zu investieren? Zinsen! Mit jedem Kredit an Griechenland oder auch an Italien und Spanien verdienen die Gläubiger an den hohen Zinsen und füttern so weiter das schwarze Loch. Aber auch diese Investitionen sollen vom EFSF abgesichert werden. Das nennt man Risikoinvestment ohne Risiko, dem Steuerzahler sei dank.

Eine gute Nachricht gibt es dennoch: Europas Großbanken müssen ihr Eigenkapital aufstocken – und zwar aus eigener Tasche. Bis Sommer nächsten Jahres sollen sie ihr Kernkapital auf neun Prozent steigern. Dazu sollen sie Gewinne im eigenen Haus lassen, statt sie an Aktionäre auszuschütten oder Managern Boni zu zahlen. Falls das nicht reicht, muss doch der Staat eingreifen. Fällt der aus, wird der EFSF angezapft.

Erscheinungsort: Der Freitag