13.07.2011

Roma

Vom Rande der Gesellschaft

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Sprichst Du denn überhaupt kein Deutsch?“, wird die junge Romni gefragt. Sie zögert, streicht sich die dunkelbraunen Locken aus ihrem Gesicht. Ihr Mund formt sich zu einem warmen aber schelmischen Lächeln. „Entschuldigung, Dankeschön“, das sei alles. Und „Bitte 50 Cent“, funkelt sie aus tiefgrünen Augen. Was das überhaupt bedeute, fragt sie gespielt naiv, wie zum Beweis, dass sie die Wahrheit sagt. Das Gespräch wird verschoben. „Wir sehen uns morgen“, verspricht das Mädchen.

Auf den ersten Blick entspricht sie einem tief verwurzelten Stereotyp: Roma kommen aus Rumänien, leben vom Betteln oder Stehlen und im besten Fall musizieren sie. Was in der Diskussion um den täglichen Umgang mit Roma und Sinti häufig jedoch vergessen wird: Sie sind auch Holocaustopfer.

Die Forschung schätzt, dass bis zu einer halben Millionen Menschen während des zweiten Weltkriegs als Zigeuner ermordet wurden, erklärt Frank Reuter vom Zentralrat der deutschen Sinti und Roma. Der Weg von ihrer Entrechtung bis zu ihrer Vernichtung ähnelt dem der europäischen Juden. Am 16. Dezember 1942 erteilte Heinrich Himmler den Befehl, alle „noch im Reich“ befindlichen Roma und Sinti nach Auschwitz zu bringen. Die Bundesrepublik erkannte den Völkermord der Nazis erst 1982 an. So gelang es den wenigsten Roma und Sinti, Entschädigungsansprüche geltend zu machen. Jene, die ihre Peiniger anklagten, wurden häufig als Lügner diskreditiert.

Die Geschichte der Roma-Verfolgung begann in Deutschland jedoch viel früher. Bis Ostern 1501 sollten die Zigeuner das Gebiet des deutschen Reiches verlassen, befahl König Maximilian I., später Kaiser. Danach galten sie als vogelfrei. Man entzog ihnen die Pässe und versuchte, sie mit Gewalt zu vertreiben. In Hessen wurden 1734 Kopfgelder auf Roma ausgesetzt. So gingen selbst einfache Dorfbewohner auf „Zigeunerjagd“.

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